Wie kann ich dafür sorgen, dass die ganze Stadt über den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt spricht und sich engagiert? Der pädagogische Leiter der Stadt Walsrode hat diese Frage mit der Aktionswoche „Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!“ beantwortet und es geschafft, die ganze Stadtgesellschaft – von der Bürgermeisterin über Schulen, Kitas, Vereine, Beratungsstellen und engagierte FSJler bis zu Eltern und anderen Erwachsenen – erfolgreich zu mobilisieren.
Walsrode: Aktionswoche gegen sexuelle Gewalt
“Wir machen den Fehler, dass wir – wie in Deutschland oft üblich – in Zuständigkeiten denken und die Verantwortung gerne woanders hinschieben. Ich bin der Meinung, dass man es genau andersrum machen und sich fragen muss: Wer ist denn für Kinderschutz NICHT zuständig?“
Claas Löppmann Organisator der Aktionswoche „Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!“
Ein breites Bündnis
In Walsrode gelang es Claas Löppmann und einem Team von engagierten Freiwilligen, nahezu die gesamte Stadtgesellschaft einzubeziehen: Überall in Walsrode hingen Kampagnenplakate, die Aktionswoche wurde von Kreisrätin Cornelia Reithmeier, Bürgermeisterin Helma Spöring, Schulen, Kitas, Beratungsstellen und Freizeiteinrichtungen vielfältig unterstützt. Es gab Materialverteilaktionen vor dem Rathaus und in Fußgängerzonen in der Stadt, 6.500 Jutebeutel mit Informationen wurden Schüler*innen mit nach Hause gegeben und Kita-Mitarbeitende zeigten, wie Schutzkonzepte in den Einrichtungen umgesetzt werden. Darüber hinaus gab es ein interaktives Kindertheater, einen Kinoabend, sowie Veranstaltungen für Eltern und für pädagogisches Personal. „Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!“ ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie es gelingen kann, breit aufzuklären und viele Menschen zu erreichen, wenn Engagierte sich zusammenschließen und aktiv werden.
Mareike Wiechers, Leiterin der Städtischen Kinderkrippe Eckernworth (links), zeigt Kerstin Claus, UBSKM (rechts), wie in Kitas der Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt funktioniert. Juni 2023.
So geht Aktionswoche
Was in Walsrode so großartig funktioniert hat, kann überall nachgeahmt werden: Aus den Ideen und Erfahrungen, die Claas Löppmann und sein Team gesammelt haben, ist eine Anleitung mit praktischen Checklisten, Zeitplänen und vielen nützlichen Hinweisen und Ideen entstanden. Dieses Heft unserer Good Practice-Reihe unterstützt dich dabei, bei dir im Ort auch einen Aktionstag oder eine Aktionswoche auf die Beine zu stellen. Damit über Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nicht nur in Walsrode gesprochen wird, sondern das Thema überall dahin kommt, wo es hingehört: in die Öffentlichkeit.
371
Kinder in Walsrode, davon 247 Kinder und Jugendliche im Schulalter, sind rechnerisch von sexueller Gewalt betroffen (basierend auf der Annahme, dass rund 1-2 Kinder pro Schulklasse betroffen sind).
6500
Jutebeutel mit Flyern und Infomaterialien zu Kampagnen wurden an Kitas und Schulen verteilt.
Extra gestaltet: Der Beutel zur Aktionswoche „Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!“. Juni 2023.
Wie kann man Kinder vor sexueller Gewalt schützen? Materialverteilaktion am Marktplatz in Walsrode. Juni 2023.
Rund 6.500 Jutebeutel mit Informationsmaterial werden an Schüler*innen und Kita-Mitarbeitende in Walsrode verteilt. Juni 2023.
Übrigens: Die Aktionswoche in Walsrode ist kein einmaliges Projekt geblieben. Die Walsroder*innen machen weiter und wollen jetzt ein starkes Netzwerk für den Kinderschutz und gegen sexuelle Gewalt aufbauen.