Schieb deine Verantwortung nicht weg!
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

Schieb deine Verantwortung nicht weg!

Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

Es kann überall sexuelle Gewalt gegen
Kinder und Jugendliche geben.
Auch in deinem Umfeld ist das möglich.

Weil Kinder sich nicht alleine davor schützen können,
sind Erwachsene für den Schutz verantwortlich.
Zum Beispiel Eltern, Verwandte, Menschen
aus der Nachbarschaft oder Lehrerinnen und Lehrer.

Damit Erwachsene wissen,
was sie tun können, ist es wichtig,
dass sie diese Dinge lernen:

  • Wie erkenne ich, ob ein Kind missbraucht wurde?
  • Wie gehe ich damit um, wenn ich mir nicht sicher bin?
  • Wo finde ich Hilfe und Unterstützung?

Was du wissen musst.

Informieren

Was du tun kannst.

Handeln

Wie du das Thema bekannt machen kannst.

zur Kampagne

Mach niemandem die Tür auf.
Und wenn die Gefahr schon drinnen ist?

90 von 100 Menschen sagen:
Sexuelle Gewalt passiert wahrscheinlich besonders in Familien.

Aber 85 von 100 Menschen sagen auch:
In meiner eigenen Familie passiert sexuelle Gewalt
eher nicht oder ganz sicher nicht.

Das sind die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2021
zum Thema sexuelle Gewalt in Familien.

Was ist sexuelle Gewalt?

Wenn jemand Kinder oder Jugendliche
zu sexuellen Handlungen zwingt,
dann nennt man das sexuelle Gewalt.

Das sind Beispiele für sexuelle Gewalt:

  • Ein Erwachsener fasst ein Mädchen am Geschlecht an.
  • Ein Erwachsener hat Sex mit einem Kind.
  • Ein Kind oder Jugendlicher muss den Penis
    einer erwachsenen Person anfassen.

Auch diese Dinge sind sexuelle Gewalt:

  • Ein Kind muss anschauen, wie Erwachsene Sex haben.
  • Ein Kind muss Nackt-Fotos anschauen.
  • Ein Erwachsener macht Nackt-Fotos von einem Kind.

Manche Täter und Täterinnen glauben:
Das Kind ist damit einverstanden.
Aber das ist falsch!

Der Körper, die Seele, der Geist und die Sprache
von Kindern und Jugendlichen entwickeln sich noch.
Das gilt besonders für Kinder unter 14 Jahren.
Sie können noch nicht selbstbestimmt handeln.
Die Täter und Täterinnen nutzen ihre Macht
über die Kinder und Jugendlichen aus.

Sexuelle Gewalt nennt man auch
sexuellen Missbrauch oder sexualisierte Gewalt.

Wo passiert sexuelle Gewalt?

Sexuelle Gewalt kann immer und überall passieren
und bedroht viele Kinder und Jugendliche jeden Tag.
Zum Beispiel sprechen fremde Menschen
die Kinder auf dem Heimweg an.

Aber meistens kennen die Kinder und Jugendlichen
die Täter und Täterinnen von sexueller Gewalt gut.
Es sind zum Beispiel Personen aus ihrer Familie,
aus der Nachbarschaft oder aus der Freizeit-Gruppe.

Sexuelle Gewalt ist eine Gefahr für alle Kinder und Jugendlichen,
egal welches Alter oder Geschlecht sie haben
und ob sie arm oder reich sind.

Was du über sexuelle Gewalt wissen solltest

Wir denken nicht gerne über sexuelle Gewalt
gegen Kinder und Jugendliche nach.
Das Thema macht uns oft unsicher
und lässt uns unwohl fühlen.
Das ist normal.

Aber wenn wir einen Verdacht haben,
dann müssen wir Fragen stellen.
So können wir besser entscheiden,
was wir tun können.
Hier findest du wichtige Informationen
rund um das Thema sexuelle Gewalt.

Wo beginnt sexuelle Gewalt?

Sexuelle Gewalt bedeutet:
Jemand verletzt die körperlichen und sexuellen Grenzen
von einem Kind oder von einem jungen Menschen.

Sexuelle Gewalt ist oft nicht klar erkennbar,
zum Beispiel in diesen Fällen:

  • mehrdeutige Bemerkungen machen
    oder Text-Nachrichten schicken
  • auf den Po oder die Brust
    von einer anderen Person starren
  • sexualisierte Gesten oder Geräusche machen

In diesen Fällen ist sexuelle Gewalt klar erkennbar:

  • eine andere Person zu Zungen-Küssen zwingen
  • sich vor Kindern oder Jugendlichen ausziehen
    oder sich selbst sexuell befriedigen
  • Kindern oder Jugendlichen Porno-Videos zeigen
  • sexuelle Handlungen filmen
    gegen den Willen der anderen Person
  • die Scheide eines Mädchens berühren
    oder den Penis eines Jungen

Und das ist eine extreme Form von sexueller Gewalt:
Jemand dringt mit dem Penis oder einem Gegenstand
in die Scheide oder in den Po einer Person ein.

Vieler dieser Handlungen sind strafbar.
Jede dieser Handlungen ist ein Angriff
auf einen jungen Menschen, zum Beispiel auf:

  • seine Persönlichkeit,
  • sein Grund-Vertrauen,
  • seine körperliche und seelische Sicherheit.

Wenn jemand aus Versehen
die Grenzen einer anderen Person verletzt,
dann ist das keine sexuelle Gewalt.
Das ist ein Beispiel für eine Grenz-Verletzung aus Versehen:
Eine Person betritt ohne Anklopfen das Bad,
weil sie denkt, das Bad ist frei.
Aber im Bad duscht ein nacktes Kind.
Die Person sollte sich dann entschuldigen
und in Zukunft immer erst anklopfen.

Woran erkenne ich sexuelle Gewalt?

Es gibt keine eindeutigen Anzeichen für sexuelle Gewalt.
Wenn Menschen sexuelle Gewalt erlebt haben,
dann reagieren sie sehr unterschiedlich.
Manche Reaktionen fallen den Eltern
oder anderen Bezugs-Personen auf.
Sie merken: Das Kind oder der junge Mensch
verhält sich anders als früher.

Manche betroffenen Kinder und Jugendlichen:

  • werden sehr ängstlich und ziehen sich zurück,
  • beleidigen und verletzen andere Personen,
  • können sich nicht mehr konzentrieren
    und bekommen Probleme in der Schule,
  • wollen immer alles richtig machen und nicht auffallen,
  • bekommen Kopf- oder Bauch-Schmerzen,
    Haut-Erkrankungen und Schlaf-Störungen,
  • verletzen sich selbst,
  • essen zu wenig oder zu viel,
  • nehmen Drogen, trinken Alkohol
    oder entwickeln andere Süchte,
  • entwickeln ein sexualisiertes Verhalten
    und respektieren nicht die Grenzen von anderen.

Diese auffälligen Verhaltens-Weisen
können natürlich auch andere Gründe haben.
Aber Erwachsene müssen immer bedenken:
Sexuelle Gewalt kann der Grund sein.
Nur wenn man diese Möglichkeit mitdenkt,
haben Kinder und Jugendliche eine Chance auf Hilfe.

Ist es möglich, dass Eltern nichts mitbekommen?

Ja, das kommt sehr oft vor.
Die Täter und Täterinnen haben oft
ein gutes Verhältnis zu den Eltern.
Manche Eltern vertrauen den Tätern und Täterinnen
mehr als ihren eigenen Kindern.
Die Täter und Täterinnen täuschen die Eltern.
Und sie versuchen, allein Zeit
mit dem Kind zu verbringen.

Auch wenn sexuelle Gewalt in der Familie passiert,
merken andere Familien-Mitglieder oft nichts davon.
Manchmal missbraucht zum Beispiel ein Mann
das Kind seiner Partnerin.
Er kann die Partnerin oft ablenken,
damit sie die Anzeichen bei ihrem Kind übersieht.
Oder der Mann zerstört die gute Beziehung
zwischen der Mutter und ihrem Kind.
Dann erzählt das Kind seiner Mutter nichts
von der sexuellen Gewalt durch ihren Partner.

Wenn man bei einem Kind plötzlich Anzeichen bemerkt,
dann muss man das ernst nehmen.
Man darf sich keine Vorwürfe machen und wegsehen.
Man muss handeln,
damit die sexuelle Gewalt beendet werden kann.

Erfinden manche Kinder sexuelle Gewalt?

Wenn Kinder oder Jugendliche von sexueller Gewalt erzählen,
dann verändert sich alles in der Familie.
Viele Menschen haben Angst vor dieser Veränderung
und wollen den Kindern oder Jugendlichen nicht glauben.

Aber es ist wichtig zu wissen:
Kinder erfinden sexuelle Handlungen nicht,
denn sie haben damit noch keine Erfahrung.
Wenn Kinder Geschichten erfinden,
dann wollen sie sich gut dabei fühlen.
Aber sexuelle Gewalt löst schlechte Gefühle aus.

Manchmal nennen die Kinder nicht
den wahren Täter oder die wahre Täterin.
So wollen sie die Person schützen.
Aber diese Kinder haben die sexuelle Gewalt
trotzdem wirklich erlebt.

Auch Jugendliche erfinden fast nie sexuelle Gewalt,
denn sie wissen:
Manche Menschen denken dann schlecht über sie.
Das will kein junger Mensch riskieren.

Wenn Kinder und Jugendliche von sexueller Gewalt erzählen,
dann brauchen sie immer viel Mut.
Denn sie haben oft Angst,
dass man ihnen nicht glaubt.
Deshalb schweigen viele Kinder und Jugendliche.
Wir müssen den betroffenen Kindern und Jugendlichen glauben
und dafür sorgen, dass die sexuelle Gewalt aufhört.

Kann sexuelle Gewalt Familien zerstören?

Kinder und Jugendliche wollen eine glückliche Familie.
Sie denken oft:
Wenn ich von der sexuellen Gewalt erzähle,
dann geht meine Familie kaputt.
Leider ist das wirklich oft so.

Manche Familien-Mitglieder sagen:
Das Kind oder der junge Mensch ist selbst schuld
an der sexuellen Gewalt.
Aber das ist falsch.
Kinder und Jugendliche sind nie schuld an sexueller Gewalt.
Nur die Täter oder Täterinnen sind schuld
und haben die Familie mit der sexuellen Gewalt zerstört.
Sie haben das Vertrauen von allen missbraucht
und dem Kind oder jungen Menschen schwer geschadet.

Was ist, wenn ich mich irre?

Wenn man eine Person der sexuellen Gewalt beschuldigt,
dann schädigt man den Ruf dieser Person.
Deshalb zögern viele Menschen,
ihren Verdacht laut zu sagen.

Aber wenn man einen Verdacht hat,
dann muss man auch darüber sprechen.
Nur so kann man den richtigen Täter
oder die richtige Täterin finden.

Viele Täter und Täterinnen streiten die Vorwürfe ab.
Sie sagen: Ich habe niemanden sexuell missbraucht.
Deshalb sollte man zuerst mit Fachleuten
in Beratungs-Stellen oder Not-Diensten sprechen.
Sie haben viel Erfahrung und wissen,
wie man weiter handeln muss.

Passiert sexuelle Gewalt aus Versehen?

Nein, sexuelle Gewalt passiert immer mit Absicht.
Die meisten Täter und Täterinnen haben eine Strategie:
Sie gewinnen das Vertrauen des Kindes oder des jungen Menschen
und der Eltern oder Bezugs-Personen.
Und sie sorgen dafür, dass das Kind oder der junge Mensch
mit niemandem über die sexuelle Gewalt spricht.

Wenn die sexuelle Gewalt online passiert,
dann kann sich der Täter oder die Täterin
ganz auf die Kinder und Jugendlichen konzentrieren.
Er oder sie muss dann keinen Kontakt
zu den Eltern oder den Bezugs-Personen haben.

Warum gibt es sexuelle Gewalt?

Viele Täter und Täterinnen wirken nett,
vertrauenswürdig und kinderfreundlich.
Meistens sind die Täter männlich,
aber es gibt auch weibliche Täterinnen.
Es gibt verschiedene persönliche
und gesellschaftliche Gründe für sexuelle Gewalt.

Viele Täter und Täterinnen wollen Macht ausüben
und ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse befriedigen.
Manche Täter und Täterinnen haben eine Störung
in ihrer sexuellen Neigung.
Sie fühlen sich sexuell angezogen von Kindern
oder Jugendlichen, nicht von Erwachsenen.
Ihre sexuelle Gewalt ist trotzdem strafbar.
Nichts kann sexuelle Gewalt rechtfertigen.

Handeln gegen sexuelle Gewalt

Das kannst du selber tun

Jeder Mensch kann etwas tun,
um Kinder und Jugendliche zu schützen:
Eltern, Verwandte, Bezugs-Personen,
Lehrkräfte oder Trainerinnen und Trainer.

In unseren Heften findest du Tipps und Informationen,
was du gegen sexuelle Gewalt tun kannst.
Du kannst jedes Heft als PDF herunterladen
oder online bestellen.
Die Hefte sind nicht in Leichter Sprache.

Heft 1: Was ist sexueller Missbrauch?

Hier erfährst du mehr über das Thema Missbrauch. Du kannst dann besser entscheiden, wie du handeln möchtest.

Heft 2: Was kann ich tun bei Vermutung und Verdacht?

Glaubst du, dass ein Kind in deiner Umgebung sexuell missbraucht wird? Dann erfährst du hier, was du tun kannst.

Heft 3: Wie kann ich Kinder vor sexueller Gewalt schützen?

Hier erklären wir: Was ist wichtig in der Kinder-Erziehung? Und was kann man tun, um sexuelle Gewalt zu verhindern?

Heft 4: Wie kann ich mit Kindern über sexuelle Gewalt sprechen?

Hier bekommst du Tipps für Gespräche mit Kindern. So kannst du Kinder besser unterstützen und vor sexueller Gewalt schützen.

Heft 5: Was kann ich tun, damit Kinder und Jugendliche überall vor sexueller Gewalt geschützt sind?

Gibt es Schutz vor sexueller Gewalt bei der Arbeit, in der Schule oder im Sport-Verein? Hier erfährst du, wie du danach fragen kannst.

Schieb den Gedanken nicht weg! - Überblick in Leichter Sprache

Die wichtigsten Informationen und Tipps in Leichter Sprache, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen.

Über unsere Kampagne

Eine Kampagne ist eine Aktion mit dem Ziel,
über ein bestimmtes Thema zu informieren.
Mit der Kampagne „Nicht wegschieben“
sollen möglichst viele Menschen erfahren:
Was ist sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche?
Und was kann man dagegen tun?

Mach uns bekannt!

Du kannst mithelfen,
unsere Kampagne bekannter zu machen.
Hier findest du Materialien dazu.
Du kannst sie selbst herunterladen und ausdrucken
oder online bestellen.
Dann kannst du sie an geeigneten Orten verteilen.
So erfahren noch mehr Menschen von sexueller Gewalt
und können Kinder und Jugendliche besser schützen.

Plakate und Flyer

Plakate im Hochformat

Verteile unsere Plakate in Hausfluren, Supermärkten oder befestige sie an Bäumen. So werden Erwachsene erinnert: Sie müssen auf Kinder aufpassen.

Plakate im Querformat

Verteile unsere Plakate in Hausfluren, Supermärkten oder befestige sie an Bäumen. So werden Erwachsene erinnert: Sie müssen auf Kinder aufpassen.

Flyer

Verteile unsere Flyer, also Informations-Blätter, in Arzt-Praxen, bei Veranstaltungen oder in deinem Büro. In den Flyern steht, was man tun kann, wenn man einen Verdacht auf sexuelle Gewalt hat.

Soziale Medien und Internet

Kampagnen-Bilder als Share-Pics [Schär-Piks]

Mach in sozialen Medien auf das Thema aufmerksam. Hier findest du die 5 Bilder der Kampagne in verschiedenen Datei-Formaten. Du kannst diese Bilder in sozialen Medien teilen.

Kampagnen-Spot

Ein Spot ist ein kleiner Werbe-Film. Teile den Spot zur Kampagne in sozialen Medien. So bekommen mehr Menschen wichtige Informationen zum Thema sexuelle Gewalt. Hier gibt es den Spot in verschiedenen Versionen, zum Beispiel in langer oder kurzer Spiel-Dauer.

Web-Banner

Ein Web-Banner ist eine Einblendung auf einer Internet-Seite. Nutze unser Web-Banner auf deiner Internet-Seite, in deinem Newsletter oder deinem Blog. Wenn man auf das Web-Banner klickt, dann kommt man auf unsere Internet-Seite.

Presse und vor Ort

Presse-Informationen

Möchtest du über unsere Kampagne berichten? Hier findest du zum Beispiel die Presse-Mitteilung und die Presse-Mappe mit Informationen und Bildern. Außerdem steht hier, wie man über das Thema berichtet und dabei auf die Gefühle der Betroffenen Rücksicht nimmt.

Begehbares Plakat

Unser „begehbares Plakat“ wird auf Stellwänden oder auf Möbeln befestigt. Du kannst das begehbare Plakat für deine eigene Veranstaltung buchen. So kommst du schnell mit anderen Menschen ins Gespräch über das Thema sexuelle Gewalt.

Werde aktiv!

Beachte diese 3 Schritte, wenn du dich
gegen sexuelle Gewalt einsetzen willst:

  1. Sieh hin, hör zu und frag nach!
    Wenn Kinder oder Jugendliche dir etwas erzählen,
    dann glaube ihnen.
    Höre gut zu und stelle Fragen.
    Nimm dabei Rücksicht auf die Gefühle der Betroffenen.
  2. Lass dich beraten!
    Überlege zuerst, bevor du handelst.
    Wenn du unsicher bist, dann hole dir Rat,
    zum Beispiel in einer Beratungs-Stelle.
  3. Handle!
    Informiere dich über sexuellen Missbrauch
    und rede mit anderen Menschen darüber.
    Überlegt gemeinsam:
    Wie können wir Kinder und Jugendliche schützen?

Webanalyse / Datenerfassung

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