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In unseren Filmen erzählen Betroffene, Prominente und Fachexpert*innen, warum es so wichtig ist, dass Erwachsene hinsehen, zuhören und nachfragen. Sie geben wertvolle Informationen und konkrete Tipps, um aktiv zu werden und Kinder wirksam zu schützen.

Schau Dir die Videos an, teile sie mit anderen oder zeige sie bei Veranstaltungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt.

Unsere Spots 2025

Kampagnen-Spot »7 Tipps, wie du Kinder besser vor sexueller Gewalt schützen kannst!« (2025)

Transkript

Über sexuelle Gewalt gegen Kinder zu sprechen, ist unangenehm. Aber du kannst was dagegen tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sexuelle Gewalt auch in deiner Familie gibt, ist größer, als du denkst. Pro Schulklasse sind statistisch ein bis zwei Kinder betroffen. Als ich meinem Dad damals von dem Missbrauch erzählt habe, hat er mir nicht geglaubt. Deshalb hier sieben Tipps, wie du Kinder von sexueller Gewalt schützen kannst. 

Tipp 1: Respektiere es, wenn dein Kind nicht berührt werden möchte. Dein Kind will keine Umarmung oder keinen Abschiedskuss? Das ist vollkommen in Ordnung. So lernt das Kind, Nein zu sagen und über den eigenen Körper zu bestimmen.

Ich habe das nie gelernt und niemand hat für mich gesprochen. Und heute weiß ich aber: Nein sagen ist wichtig und richtig. 

Tipp 2: Rede mit deinem Kind offen über Sexualität. Kinder sprechen eher über sexuelle Gewalt, wenn sie beispielweise Körperteile benennen können. Erkläre es ihnen offen und kindgerecht. 

Tipp 3: Mach dich schlau, welche Apps dein Kind nutzt und welche Risiken es im Internet gibt. 

Frag nach: Welche Apps nutzt du? Was machst du da? Mit wem kommunizierst du? 

Tipp 4: Sprich mit Kindern darüber, was sexueller Missbrauch ist. 

In meiner Kindheit hat mir das niemand erklärt. Täter und Täterinnen haben es mit unwissenden Kindern viel leichter. 

Tipp 5: Mach Kindern klar, dass sie dir alles erzählen können – immer. 

Sag: Auch wenn du gegen eine Regel verstoßen hast, du kannst trotzdem zu mir kommen. Ich habe damals gedacht, dass ich die Böse bin, wenn ich was sage und dass ich die Familie kaputt mache. Und genau das hat er ausgenutzt und mich damit erpresst. 

Tipp 6: Nimm Kinder ernst und glaube nicht automatisch Erwachsen. Kinder müssen wissen, dass ihr Wort Gewicht hat, ganz egal, was sie dir erzählen. Hätte mir mein Vater damals geglaubt, hätte alles viel früher aufgehört. 

Tipp 7: Frag in Verein, Kita und Schule, wie Kinder dort vor sexueller Gewalt geschützt werden. 

Sie brauchen Erwachsene, die genau hinsehen und handeln. Kinder können sich nicht alleine schützen. Mir zuhören und glauben, das hätte mir sehr geholfen. Viele dieser Tipps hätten meinen Täter damals stoppen können. Wir schaffen das nicht allein. 

Wir brauchen die Erwachsenen! Hol dir Hilfe. Beim Hilfetelefon, beim Hilfeportal oder in einer Fachberatungsstelle. 

Schieb deine Verantwortung nicht weg!

www.nicht-wegschieben.de

 

Kampagnenbotschafterin Rebecca Mir sagt, warum körperliche Selbstbestimmung so wichtig ist.

 

Psychologin Ann-Kristin Hartz erklärt, warum es so wichtig ist, mit Kindern über Sexualität zu sprechen.

 

Kampagnenbotschafter Wincent Weiss sagt, wie man es schaffen kann, Kinder in der digitalen Welt zu begleiten.

 

Musikerin Katha Rosa erzählt, wie es ihr geholfen hätte, wenn sie als Kind Bescheid gewusst hätte.

 

Content Creator Philipp Pommer erzählt, dass er als Kind missbraucht wurde – und sein Vater ihm nicht geglaubt hat.

Unsere Spots 2024

Auch in diesem Kampagnenjahr gilt weiter: »Schieb deine Verantwortung nicht weg!« Im Kampagnenspot und in weiteren TV-Spots mit prominenten Botschafter*innen zeigen wir, welche Verantwortung speziell Erwachsene beim Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche tragen.

TV-Spot »Da wird schon nichts sein. Oder?« (2024)

Transkript

War doch eine schöne Party. Wie schnell sie erwachsen werden. Obwohl, so richtig gefreut hat sie sich nicht. War irgendwie komisch drauf. Da muss man sich keine Sorgen machen. Wobei, sie ist schon anders in letzter Zeit, doch. Vielleicht sollte ich doch mal… Nee, da wird schon nichts sein. Oder? Emma…



Prominenten-Spot »Wir schieben unsere Verantwortung nicht weg!« (2024)

Transkript

Drei Viertel aller Fälle von Kindesmissbrauch finden in der eigenen Familie oder dem nahen Umfeld statt. Es ist davon auszugehen, dass etwa 1 bis 2 Kinder in jeder Schulklasse von sexueller Gewalt betroffen sind. Eltern haben vor allem die Verantwortung die Kinder ernst zu nehmen, in dem Moment, wenn sie sich öffnen und vor allem ihnen erstmal zu glauben und zu glauben, dass das stimmt, was sie sagen. Über sexuelle Gewalt zu reden, ist unangenehm, aber es ist extrem wichtig, um den Kindern ein Bewusstsein dafür zu geben.

Wenn sich dein Kind verändert und du das merkst, dann würde ich immer ganz behutsam nachfragen. Eigentlich würde man denken, in der eigenen Familie ist man ja sicher. Anscheinend nicht. Das heißt natürlich, in meinem Umfeld passiert wahrscheinlich sowas auch, aber man merkt es nicht. Wir haben die Verantwortung und wir müssen auch wirklich hinsehen und zuhören. Wir müssen über dieses Thema reden.

Der Reflex ist es wegzuschieben, statt genauer hinzusehen, aber das ist genau das Falsche. Wenn wir das Gefühl haben, es passiert etwas in der Nachbarschaft, im Kindergarten, in der Schule, dann habe ich verdammt nochmal die Pflicht, auch da genau hinzuschauen. Wenn man ein kleines Indiz sieht, dann sollte man direkt agieren. Sieh hin, hör zu und frag nach.



»Schieb deine Verantwortung nicht weg«(2024) mit Frauke Ludowig

Transkript

Es ist davon auszugehen, dass etwa 1 bis 2 Kinder pro Schulklasse von sexueller Gewalt betroffen sind. Wenn wir das Gefühl haben, es passiert etwas in der Nachbarschaft, im Freundeskreis, im Bekanntenkreis, unter Kollegen, im Kindergarten, in der Schule, dann habe ich verdammt nochmal die Pflicht, auch da genau hinzuschauen und lieber schon mal vorsichtig nachfragen als wegzuschauen.

Es sind diese nackten Zahlen, aber wenn man hört, dass statistisch gesehen in einer Schulklasse 1 bis 2 Kinder von sexualisierter Gewalt betroffen sind, dann ist das so nah an uns allen dran. Umso wichtiger, wirklich ganz genau hinzuschauen, genau hinzuhören, zu spüren. Stimmt da irgendwas nicht? Schieb deine Verantwortung nicht weg!



»Schieb deine Verantwortung nicht weg« (2024) mit Celia Šašić

Transkript

2023 wurden insgesamt 18.497 getroffene Kinder ermittelt. Über sexuelle Gewalt zu reden, ist unangenehm, aber es ist extrem wichtig, um den Kindern ein Bewusstsein dafür zu geben und auch das Vertrauen und die Sicherheit zu geben, dass jemand sie hört und sie unterstützt und denen auch helfen kann.

Ich bringe ihnen bei, sich auszudrücken und das zu sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen und wie sie das fühlen. Und gebe ihnen auch das Gefühl, dass das ernst genommen wird, was sie äußern. Das ist dann unsere Aufgabe, als Erwachsene nicht wegzuschauen und wenn es notwendig ist, dann eben auch zu handeln. Schieb deine Verantwortung nicht weg!



»Schieb deine Verantwortung nicht weg« (2024) mit Collien Ulmen-Fernandes

Transkript

Etwa jeder 7 bis 8 Erwachsene in Deutschland hat sexuelle Gewalt in der Kindheit oder Jugend erlitten. Eltern haben vor allem die Verantwortung, die Kinder ernst zu nehmen, in dem Moment, wenn sie sich öffnen und vor allem ihnen erstmal zu glauben. Und zu glauben, dass das stimmt, was sie sagen. Ich habe es selbst erlebt, da ging es um eine Geschichte eines Nachhilfelehrers.

Es gab Kinder, die davon berichtet haben, wo dann die Eltern gesagt haben: „Nee, das glaube ich nicht“, und dann Jahre später, wurde derjenige festgenommen. Über sexuelle Gewalt an Kindern zu reden ist wahnsinnig unangenehm, aber ich glaube das es total wichtig ist, dass man auf dieses Thema aufmerksam macht. Schieb deine Verantwortung nicht weg!



»Schieb deine Verantwortung nicht weg« (2024) mit Álvaro Soler

Transkript

Drei Viertel aller Fälle von Kindesmissbrauch finden in der eigenen Familie oder dem nahen Umfeld statt. Eigentlich würde man denken, in der eigenen Familie ist man ja sicher und da könnte man… also wird ja nichts schiefgehen, da ist man beschützt. Anscheinend nicht. Das heißt natürlich, in meinem Umfeld passiert wahrscheinlich sowas auch, aber man merkt es nicht.

Und das ist ja das Schlimme. Also das macht mir Angst, ehrlich gesagt. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich ein bisschen Gänsehaut. Seit ich weiß, wie verbreitet sexuelle Gewalt ist, will ich öfter darüber reden. Schieb auch du deine Verantwortung nicht weg!



»Schieb deine Verantwortung nicht weg« (2024) mit Rebecca Mir

Transkript

75% der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche passiert ja im eigenen Umfeld. Das ist ja so krass, das denkt ja keiner. Man denkt ja wirklich nicht, dass das bei einem selbst, in der eigenen Familie passiert, im eigenen Freundeskreis. Der Nachbar das denkst du nicht.

Wir müssen über dieses Thema reden. Wenn sich dein Kind verändert und du das merkst, dann würde ich immer ganz behutsam nachfragen. Weil man kann sexualisierte Gewalt nicht ausschließen. Es ist mir besonders wichtig, dass mein Sohn lernt, seine Grenzen zu setzen.

So hier, nicht weiter! Dass er weiß, was gut und was nicht gut ist und dass er immer mit mir reden kann, egal, um was es geht. Sieh hin, hör zu und frag nach.



»Schieb deine Verantwortung nicht weg« (2024) mit Matthias Brandt

Transkript

Alleine die Tatsache, dass man sich einmal bewusst macht, dass sich Kinder niemals irgendwelche Geschichten in Verbindung mit sexualisierter Gewalt ausdenken. Das ist ja das Grauenhafte an dem Vorgang eigentlich, dass Kindern etwas zugefügt wird, für das sie sich dann schämen und denken, sie könnten darüber nicht sprechen.

Das heißt, ich muss aufmerksam sein, ich muss hinschauen und gegebenenfalls eingreifen. Die sexualisierte Gewalt ist ein Bereich, in dem Kinder sich nicht selbst schützen können. Das können die nicht selber regeln, das müssen wir tun. Schieb auch du deine Verantwortung nicht weg!

Erklärfilme

Wir erklären Dir in unseren Videos, was Du zum Thema wissen musst und wie Du handeln kannst.

Was können Eltern und Erwachsene tun, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen?

Transkript

Ungefähr in der sechsten oder siebten Klasse hatten wir dann Sexualkundeunterricht und das war der Moment wo ich gemerkt habe, dass was zu Hause passiert ist nicht normal. Und da musste ich erst mal raus, frische Luft schnappen und habe erst mal geheult. Und dann kam eine Mitschülerin und hat gar nicht gefragt was los ist, sie hat einfach nur gesagt: Ja, ich auch. Ich bin Katha, 29 Jahre alt und ich wurde als Kind sexuell missbraucht. 

Moment mal, kann das Zufall sein? Gleich zwei Betroffene von sexualisierter Gewalt in einer Klasse? Ist sexualisierte Gewalt denn wirklich so verbreitet? Statistisch gesehen sind ein bis zwei Kind pro Schulklasse von sexualisierter Gewalt betroffen. Sexualisierte Gewalt finden häufig im Bekannten- und Familienkreis statt. Das bedeutet: Kinder kennen die Beschuldigten und die Täter und Täterinnen und haben auch ein Vertrauensverhältnis zu denen.

Nur ein kleiner Teil erlebt sexualisierte Gewalt durch fremde Täter und Täterinnen, also Menschen, die sie gar nicht kennen. Das findet vor allem im Internet statt. Doch wie können wir als Eltern, als Pädagoginnen und Pädagogen, Menschen, die Kinder im Umfeld haben, erkennen, dass Kinder oder Jugendliche von sexualisierter Gewalt betroffen sind? Wenn sich Kinder oder Jugendliche stark verändern, dann sollten Erwachsene immer aufmerksam sein. Das sind Anzeichen, dass es ihnen gerade nicht gut geht. 

Als das zu Hause passiert ist, habe ich mich nicht mehr um mein Äußerliches gekümmert. Ich wollte nicht attraktiv sein und ich wollte nicht mehr angefasst werden. Deshalb habe ich mir zum Beispiel die Haare nicht mehr gewaschen oder mehr gegessen und was sehr still in der Schule. Im Jugendalter habe ich angefangen, mich selbst zu verletzen. Ich war immer müde, ich war unkonzentriert. Ich habe Hausaufgaben nicht gemacht, aber es wurde nie hinterfragt: Warum nicht?

Es gibt keine Merkmale, die in jedem Fall auftreten und klare, eindeutige Anzeichen für sexuellen Missbrauch sind. Oft gibt es aber Signale für Missbrauch. Einige Betroffene werden zum Beispiel sehr ängstlich oder auch aggressiv. Viele werden auch krank. Sie leiden zum Beispiel an Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen oder Schlafstörungen. Sie nehmen plötzlich ab oder zu. Jeder dieser Auffälligkeiten kann aber auch andere Ursachen haben.

Wichtig ist, dass wir als Erwachsene hinsehen, zuhören, Veränderung ernst nehmen und Missbrauch als Ursachen nicht ausschließen. Sexualisierte Gewalt kann alle Kinder oder Jugendliche betreffen, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Es ist wichtig, dass Menschen sich bewusst machen: Sexualisierte Gewalt findet vor meiner Haustür statt. In meinem Wohnblock, in meiner Stadt, auf dem Land, in dem Dorf, in dem ich lebe. Und sich bewusst machen, dass betroffene Menschen und Kinder und Jugendliche in ihrer Umgebung sind, die Hilfe benötigen. 

Mein Umfeld hat auf die Vermutung, dass da sexueller Missbrauch geschehen ist, gar nicht reagiert. Die haben weggesehen und einfach die Augen verschlossen. Meine Familie hätte einfach die Dinge, die da offensichtlich passiert sind, ernst nehmen müssen und sich da für mich quasi einsetzen müssen. 

Warum ist es einfacher und bequemer, wenn wir mit dem Thema der sexualisierten Gewalt nichts zu tun haben wollen? Warum fällt es uns leichter, den Gedanken an Missbrauch im eigenen sozialen Umfeld einfach schnell wegzuschieben, anstatt uns damit wirklich auseinanderzusetzen? Das Thema Missbrauch und Gewalt ist so heiß und so schmerzhaft für uns Menschen, dass wir es lieber wegdrücken und nicht ernst nehmen, weil es uns so sehr selbst belastet. Und das führt dazu, dass Kinder mit ihrem Verhalten nicht gesehen und nicht ernst genommen werden. Und dieses Gefühl von Ohnmacht und Hilfslosigkeit, was mit sexualisierter Gewalt einhergeht, nicht wegzuschieben, braucht Mut und Kraft und Courage. 

Ein Kind kann sich nicht alleine retten. Es benötigt Erwachsene Personen. Das Wichtigste ist, dass sexualisierte Gewalt für möglich gehalten werden kann. Wenn erwachsene Menschen davon ausgehen, dass sexualisierte Gewalt stattfinden kann, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich Kinder anvertrauen und auch geschützt werden können. 

Als ich mich getraut habe, mich Leuten anzuvertrauen, hätte ich einfach gebraucht, dass sie mir zuhören, dass sie mir glauben und dass sie mir helfen. Ich habe mir ganz oft gewünscht, angesprochen zu werden, weil dann hätte ich sprechen können. Aber von alleine konnte ich es nicht. Also auch wenn es ein schweres Thema ist, allein dadurch, das wir als „nicht Betroffene“ offen sind für das Thema, signalisieren, wir kennen das, wir machen da nicht die Augen zu, sind wir eine weitere Anlaufstelle mehr für Menschen, die händeringend danach suchen, sich irgendwem anvertrauen zu können. Und das spüren die. 

Sexualisierte Gewalt kann überall stattfinden, und vor allem gerade da, wo wir es am wenigsten vermuten. Ganz nah dran im eigenen Umfeld. Ziemlich sicher kennen wir alle Menschen, die als Kinder oder Jugendliche sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren. Wie schützt du deine eigenen Kinder oder Kinder in deinem Umfeld vor sexualisierter Gewalt? Schieb den Gedanken nicht weg. Betroffene Kinder und Jugendliche brauchen die Hilfe von Erwachsenen. Sie brauchen deine Hilfe! Auf dem Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch findest du weitere Informationen und Beratungsangebote, die dir helfen, eine Situation oder ein Gefühl einzuordnen.

Was können Fachkräfte tun, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen?

Transkript

Wenn ich dann an meine Kinder, die ich hier in der Schule habe, denke, durchschnittlich jedes zehnte Kind ist irgendwie betroffen auf eine Art und Weise, und denke mich in meinem Klassenraum und zähle bis zehn und da kommt ein Gesicht, da kommt ein Gesicht. Dann bist du so… dann hältst du es nicht mehr aus.

Ich bin Hannes, ich bin Erzieher an einer Grundschule, und es ist mir total wichtig, dass wir über das Thema der sexualisierten Gewalt an Kindern sprechen. Ungefähr ein bis zwei Kinder pro Klasse in ganz Deutschland sind betroffen von sexualisierter Gewalt. Im Endeffekt findet sexualisierte Gewalt in jeder Schicht, in jedem Milieu und auch auf dem Land als auch in der Stadt statt. Betroffene sind um uns herum, in unserer Gesellschaft. Und die Wahrscheinlichkeit, dass du betroffene Kinder kennst, ist recht hoch. Zu glauben, dass das nicht in deinem Umfeld stattfindet ist tatsächlich Quatsch.

Ich war komplett auf Verdrängung. Ich war so im Abwehrmechanismus, weil ich es einfach nicht aushalte oder ausgehalten habe, dieses Thema irgendwie an mich heranzulassen. Was mir geholfen hat, von dieser Abwehr und dieser Blockade, diesem Thema gegenüber wegzukommen, war wirklich dieses bewusst werden, dass es etwas mit mir in meinem Umfeld zu tun hat und dass die Kinder, denen ich mit meiner Arbeit Schutz verspreche.

Es könnte sein, dass dieses Kind meine Hilfe braucht und ich kann auch nicht mehr so tun, als wäre das gar nicht so viel, oder als hätte ich das bestimmt schon gesehen, wenn das so wäre, sondern das war so: anscheinend sehe ich es nicht. Anscheinend sehe ich es nicht oder anscheinend wollte ich es vorher auch nicht sehen. Sich einfach bewusst sein darüber, dass ich als erwachsene Person einen Schutzauftrag dieser minderjährigen Person gegenüber innehabe. 

Wichtig ist die Möglichkeit, dass es sexualisierte Gewalt überall geben kann, immer mitzudenken und einen Verdacht zuzulassen. Sexualisierte Gewalt kann alle Kinder betreffen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder sozialem Umfeld. Falls sich eine Jugendliche oder ein Kind stark verändert, mache den ersten Schritt und sprich es an. Wenn sich dir jemand anvertraut Höre zu, nimm es ernst und glaube dem Kind. Sag, dass es richtig ist, darüber zu reden. 

Einmal bin ich zum Schulpädagogen gegangen um mir Hilfe zu holen und habe ihm gesagt: ich möchte nicht mehr nach Hause. Bitte helfen sie mir. Dann ist er auf die glorreiche Idee gekommen, zu Hause anzurufen und ich habe ihn angefleht, das nicht zu tun und er hat es trotzdem gemacht, weil er mich, weil ich ein Kind war, nicht so ernst genommen hat und sich dachte: Ach ja, so bisschen Streitigkeiten mit der Mama zu Hause. Aber nein, ich wollte nicht nach Hause, weil ich fucking missbraucht wurde. Und er hat dann einfach angerufen und dann gab es zu Hause richtig Ärger und dann traut man sich ja noch weniger, sich jemanden anzuvertrauen. 

Wenn du als erwachsene Person zu schnell bist und direkt die Eltern anrufst oder, oder, oder.. 

Aber du gar nicht weißt, wer zum Beispiel der Täter oder die Täterinnen ist, könnte es sein, dass du den Täter oder die Täterin eingeweiht hast. Damit bringst du das Kind erneut in eine Notsituation, wenn nicht sogar in eine Gefahrensituation. Also: erfahre ich vom Missbrauch, habe ich einen Verdacht auf Missbrauch? Durchatmen und Ruhe bewahren und die nächsten Schritte in Ruhe angehen. Jeder Fall und jeder Verdacht oder jedes Bauchgefühl muss individuell betrachtet werden. Hier helfen Fachberatungsstellen als auch das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch. 

Das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch und die verschieden Fachberatungsstellen beraten dich kostenlos und anonym. Du musst keinen konkreten Verdacht haben. Ein komisches Bauchgefühl oder eine Frage reicht. Schreib auf, wenn du was beobachtest. Tausche dich mit vertrauenswürdigen Kolleginnen und Kollegen aus und schaue nicht weg. Schieb den Gedanken nicht weg. Mögliche betroffene Kinder und Jugendliche brauchen deine Hilfe. Doch auch ohne ein komisches Bauchgefühl oder bevor es überhaupt soweit kommt, kannst du Kinder und Jugendliche präventiv unterstützen. Zum Beispiel indem du ihnen vermittelst, dass das Thema sexualisierter Gewalt kein Tabu ist und ihnen damit die Möglichkeit gibst, darüber zu sprechen. 

Wir hatten Sexualkundeunterricht, aber das Thema Missbrauch kam da nie drin vor. Allein zu wissen, es ist möglich, sich mit so einem Thema an Lehrerinnen und Lehrer oder an andere Erwachsene zu wenden, fand ich mega wichtig. 

Ich hätte gerne in der Schule gelernt, dass so etwas nicht normal ist und wäre gerne besser darauf vorbereitet gewesen und hätte mir von meinem Umfeld gewünscht, dass die mehr aufpassen. 

Prävention ist, wenn wir in Familien oder pädagogischen Einrichtungen mit Kindern und Jugendlichen offen sprechen. Über Gefühle, Grenzen, Geheimnisse, Sexualität und ihre eigenen Rechte. Wenn über sexuellen Missbrauch aufgeklärt wird, wenn schon kleine Kinder wissen, wie Körperteile heißen und sie erzählen dürfen, wenn sie jemand anfasst. Wenn Kinder wissen, dass wir sie ernst nehmen, ihnen zuhören und ihnen glauben.

Wenn sie sich im Alltag erfolgreich beschweren können und sie erleben, dass ihnen in schwierigen Situationen geholfen wird. Prävention ist die Aufgabe von Erwachsenen. Deshalb ist es wichtig, dass alle Fachkräfte und Bezugspersonen über sexualisierte Gewalt informiert sind. Hinweise wahr- und ernst nehmen und Beratungsstellen kennen. All das kann man lernen. Zum Beispiel mit der kostenlosen Online-Fortbildung „Was ist los mit Jaron?“ Prävention ist also, wenn alle Menschen, auch du und ich, sich dem Thema gegenüber öffnen und den Gedanken nicht mehr wegschieben, dass sexualisierte Gewalt überall passieren kann und passiert. Auch im eigenen Umfeld. 

Unsere Spots 2023

Schieb deine Verantwortung nicht weg! Diese Botschaft machen wir in diesem Jahr in einem kurzen Film klar und gemeinsam mit Prominenten in einem TV-Spot.

TV-Spot »Schieb deine Verantwortung nicht weg!« (2023)

Transkript

Es gibt einen Menschen der spürt, wenn etwas nicht stimmt, der hinhört, wenn ich nichts sag. Und der hinsieht, wenn ich plötzlich ganz anders bin. Und dieser Mensch bist du.

Prominenten-Spot »Dafür sind wir Erwachsene verantwortlich« (2023)

Transkript

Auf dem Campingplatz, ja. Und da war doch mal was in einem Internat. Im Turnverein, im Internet und in der Kirche, liest man überall. Missbrauch kann überall und jederzeit passieren. Aber am häufigsten werden Kinder und Jugendliche in unserer unmittelbaren Nähe missbraucht.

Durch Menschen, die die Kinder gut kennen: die eigene Familie, Nachbarn, Freunde. Weil Kinder sich nicht alleine vor Missbrauch schützen können, bin ich verantwortlich. Ich auch. Und alle anderen Erwachsenen auch. Und auch du! Sieh hin. Hör zu und frag nach. Schieb auch du deine Verantwortung nicht weg.

Prominenten-Spot »Es kann jederzeit und überall passieren« (2023)

Transkript

Es kann jederzeit und überall passieren. Nicht nur irgendwo weit weg oder bei ganz anderen Leuten oder im Turnverein. In Wirklichkeit passiert es meistens ganz nah an uns dran. Kinder werden am häufigsten in der eigenen Familie, im Freundeskreis und in der Verwandtschaft missbraucht.

Und weil Kinder sich nicht alleine vor Missbrauch schützen können bin ich als Erwachsener dafür verantwortlich. Und ich! Und auch du kannst Kinder vor Missbrauch schützen. Sieh hin. Hör ihnen zu. Und frag nach! Schieb auch du deine Verantwortung nicht weg.

Unser Spot 2022

Schieb den Gedanken nicht weg! 2022 haben wir in einem kurzen Film klargemacht: Sexuelle Gewalt kann jederzeit und überall passieren – auch ganz nah dran, in der eigenen Familie.

TV-Spot »Schieb den Gedanken nicht weg!«

Transkript

Alle sagen immer: Geh nicht mit Fremden mit. Und wenn es gar kein Fremder ist?

Weiteres Material

Heftreihe "Nicht wegschieben"

Unsere Heftreihe zum Selberlesen und Weitergeben. Was ist sexueller Missbrauch? Was kann ich tun? Wie kann ich darüber sprechen? Wie geht Prävention? Wie organisiere ich eine Aktionswoche?

Spots und Social Media

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Plakat mit 7 Tipps hängt an einer Wand, Aufschrift am Bild unten "Aktionsmaterial"

Material für Aktionen vor Ort

Plakate, Flyer, Aushänge, Beileger, Verleih von Roll-ups und vieles mehr, was Du für deine Aktion oder dein Netzwerk gebrauchen kannst.

Entdecke Reels mit Betroffenen und Menschen, die etwas gegen sexuelle Gewalt tun.

Betroffene erzählen ihre Geschichte. Und Menschen, die ein Schlüsselerlebnis hatten, erzählen, was sie heute für den Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt tun – entdecke Reels mit Betroffenen und „Mindchanger*innen“ bei Instagram.

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