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„Ich
sehe
hin“

...kann sexuelle
Gewalt beenden.

Schieb deine
Verantwortung
nicht weg!

Hinsehen, wenn jemand auf dem Spielplatz merkwürdig mit einem Kind umgeht? Genau hinhören, wenn ein Kind erzählt, was für Bilder und Videos in der WhatsApp-Gruppe der Klasse hin- und hergeschickt werden? Nachfragen, wenn ein Kind berichtet, dass die Trainerin im Turnverein so komisch Hilfestellung gibt?

Und dann, wenn da auch nur ein Verdacht aufkommt: Etwas unternehmen? Kinder können sich nicht alleine schützen. Dafür sind Erwachsene verantwortlich. Und alle können lernen, was zu tun ist – und das nicht erst, wenn etwas passiert ist.
Sieh hin – hör zu – frag nach.

Kinder und Jugendliche können sich nicht alleine schützen.

»Da wird schon nichts sein. Oder?« (2024)

90%

der Bevölkerung halten es für wahrscheinlich, dass sexuelle Gewalt vor allem in Familien stattfindet.

85%

halten es für unwahrscheinlich oder ausgeschlossen, dass sexuelle Gewalt in ihrer eigenen Familie passiert oder passieren kann.

Werde aktiv
Die 3 ersten Schritte
  1. Hinsehen, Zuhören, Nachfragen!

    Glaub Kindern oder Jugendlichen, wenn sie dir etwas erzählen. Hör gut zu. Und frag behutsam nach.

  2. Beraten lassen!
     

    Tue nichts Unüberlegtes. Wenn du unsicher bist, hol dir Rat! Zum Beispiel bei einer Beratungsstelle.

  3. Handeln!
     

    Informier dich und rede mit anderen über Missbrauch – und darüber, wie ihr Kinder und Jugendliche schützen könnt.

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Wo fängt sexueller Missbrauch an?

Sexueller Missbrauch beginnt dort, wo jemand bewusst die körperlichen und sexuellen Grenzen eines Kindes oder einer*s Jugendlichen missachtet und überschreitet. Das können anzügliche Bemerkungen oder mehrdeutige Messenger-Nachrichten sein, ein gezieltes Starren auf den Intimbereich, den Po oder die Brust, sexualisierte Gesten und Geräusche. Dazu gehören konkrete Handlungen wie Zungenküsse, sich entblößen oder masturbieren vor Minderjährigen, Pornografie zeigen, sexuelle Handlungen vor der Webcam erzwingen, Geschlechtsteile des Kindes oder von Jugendlichen betasten. Zu den massiven Formen sexueller Gewalt zählt das Eindringen in Körperöffnungen, sei es mit dem Penis oder Gegenständen. Viele – aber nicht alle – dieser Handlungen sind strafbar. Aber unabhängig davon, wie schwerwiegend die Handlungen sind, ob sie online oder offline stattfinden, strafbar sind oder nicht: Sexuelle Gewalt ist ein Angriff auf die ganze Person des jungen Menschen, auf sein Grundvertrauen und seine psychische und körperliche Unverletzlichkeit (Integrität).

Versehentliche Grenzverletzungen, die jeder und jedem einmal passieren können, sind noch keine sexuelle Gewalt. Beispiel: Jemand betritt ohne anzuklopfen das Bad, weil gedacht wurde, das Bad sei frei und überrascht ein nacktes Kind beim Duschen. Auch solche Grenzverletzungen können für Betroffene verletzend oder beschämend sein. Deshalb ist es wichtig, die Verantwortung zu übernehmen, um Entschuldigung zu bitten und Wiederholungen zu vermeiden.

Wo erkenne ich sexuelle Gewalt?

Es gibt keine eindeutigen Anzeichen. Betroffene reagieren sehr unterschiedlich auf diese belastenden Erfahrungen. Manche Reaktionen fallen Eltern und anderen Bezugspersonen auf. Man merkt: Das Kind oder die*der Jugendliche verhält sich ganz anders als früher oder hat sich langsam völlig verändert.

  • Einige werden sehr ängstlich und ziehen sich in sich zurück.
  • Andere teilen aus, tun anderen weh, um ihre Ohnmachtserfahrung auszugleichen.
  • Manche können sich nur noch schwer konzentrieren und bekommen Probleme in der Schule.
  • Wieder andere versuchen, alles richtig zu machen und verhalten sich sehr unauffällig.
  • Viele Kinder und Jugendliche werden krank. Sie leiden beispielsweise an Kopf- oder Bauchschmerzen, entwickeln Hauterkrankungen oder schlafen nur noch schlecht.
  • Manche Jugendliche verletzen sich selbst.
  • Andere essen nur noch sehr wenig oder viel zu viel. Andere nehmen Drogen, trinken Alkohol oder entwickeln andere Süchte.
  • Einige Kinder und Jugendliche reagieren selbst mit sexualisiertem Verhalten: ein Verhalten, das nicht zu ihrem Alter passt und/oder von anderen als grenzüberschreitend empfunden wird.

Jede dieser Auffälligkeiten kann selbstverständlich auch andere Ursachen haben. Wichtig ist, dass Erwachsene sexuelle Gewalt überhaupt als mögliche Ursache mitdenken. Nur dann haben Kinder und Jugendliche eine Chance auf Hilfe.

Kann es sein, dass ich das als Mutter oder Vater nicht mitbekomme?

Ja, das kommt sehr häufig vor, denn Täter und Täterinnen setzen alles daran, dass Eltern ahnungslos sind, keinen Verdacht schöpfen und ihnen vertrauen – im Zweifel sogar mehr als dem Kind oder der*dem Jugendlichen. Täter und Täterinnen manipulieren Mutter, Vater oder andere Bezugspersonen und suchen gezielt nach Möglichkeiten, um mit dem Kind oder der*dem Jugendlichen alleine zu sein.

Selbst bei Missbrauch innerhalb der Familie bekommen andere Familienmitglieder oft nichts mit. Wenn beispielsweise der Partner einer Mutter das Kind missbraucht, ist seine zentrale Strategie, die Wahrnehmung der Mutter zu täuschen. Denn sie ist eine potentielle Gefahr für ihn. Die Vertuschung fällt ihm häufig nicht schwer, denn wenn sie ihrem Partner vertraut und nicht mit solchen Taten rechnet (und normalerweise auch nicht damit rechnen muss), wird sie leicht Anzeichen übersehen oder fehldeuten.

Täter und Täterinnen zielen vielfach darauf, eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen den Kindern und ihren potentiell schützenden Elternteilen zu unterbinden. So verbergen manche Kinder die Taten beispielsweise vor ihrer Mutter, um sie zu schonen oder weil sie befürchten, dass die Familie dadurch zerstört wird.

Wenn man Anzeichen oder Hinweise wahrnimmt, die man lange übersehen hat, ist es entscheidend, diese Wahrnehmung jetzt zuzulassen. Selbstvorwürfe, dass man bisher blind war, dass man „versagt“ habe, dürfen nicht dazu führen, den Gedanken weiterhin wegzuschieben. Jedes Hinsehen, egal wann, ist die Voraussetzung dafür, dass sexuelle Gewalt beendet werden kann.

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Good Practice

Anhand von innovativen Ideen und erfolgreichen Maßnahmen vor Ort können sich alle orientieren, die selbst aktiv werden wollen. Lass Dich inspirieren!

Materialien

Du kannst in deiner Familie, in deiner Nachbarschaft, in deinem Verein, kurz: in deiner Umgebung etwas verändern. Hier findest du dafür Tipps.

Aktionen vor Ort

Hier kannst du entdecken, wo überall sich Menschen für den Schutz von Kindern und Jugendlichen engagieren. Und wie du selbst vor Ort aktiv werden kannst!

Machst du dir Sorgen um ein Kind oder suchst für dich selbst Hilfe und Unterstützung? - Sprich darüber. Auf dem Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch findest du vertrauliche und professionelle Hilfe per Telefon, Online-Beratung oder im persönlichen Gespräch vor Ort durch Fachkräfte, die auf das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche spezialisiert sind.

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