Glaub Kindern oder Jugendlichen, wenn sie dir etwas erzählen. Hör gut zu. Und frag behutsam nach.
Werde
aktiv!
Für den Schutz von Kindern
vor sexueller Gewalt.
Schieb deine
Verantwortung
nicht weg!
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche kann es überall geben - auch in deinem Umfeld. Damit du Kinder und Jugendliche schützen kannst, musst du wissen, was im Fall von Belästigungen, Übergriffen oder Gewalt zu tun ist – auch wenn es dir schwerfällt, dir vorzustellen, dass es passiert.
Kinder können sich nicht alleine schützen. Aber alle Erwachsenen können lernen, was zu tun ist – und das nicht erst, wenn etwas passiert ist.
Kinder und Jugendliche können sich nicht alleine schützen.
der Bevölkerung halten es für wahrscheinlich, dass sexuelle Gewalt vor allem in Familien stattfindet.
halten es für unwahrscheinlich oder ausgeschlossen, dass sexuelle Gewalt in ihrer eigenen Familie passiert oder passieren kann.
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Hinsehen, Zuhören, Nachfragen!
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Beraten lassen!
Tue nichts Unüberlegtes. Wenn du unsicher bist, hol dir Rat! Zum Beispiel bei einer Beratungsstelle.
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Handeln!
Informier dich und rede mit anderen über Missbrauch – und darüber, wie ihr Kinder und Jugendliche schützen könnt.
Material
Informieren und weitergeben
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wo fängt sexueller Missbrauch an?
Sexueller Missbrauch beginnt dort, wo jemand bewusst die körperlichen und sexuellen Grenzen eines Kindes oder einer*s Jugendlichen missachtet und überschreitet. Das können anzügliche Bemerkungen oder mehrdeutige Messenger-Nachrichten sein, ein gezieltes Starren auf den Intimbereich, den Po oder die Brust, sexualisierte Gesten und Geräusche. Dazu gehören konkrete Handlungen wie Zungenküsse, sich entblößen oder masturbieren vor Minderjährigen, Pornografie zeigen, sexuelle Handlungen vor der Webcam erzwingen, Geschlechtsteile des Kindes oder von Jugendlichen betasten. Zu den massiven Formen sexueller Gewalt zählt das Eindringen in Körperöffnungen, sei es mit dem Penis oder Gegenständen. Viele – aber nicht alle – dieser Handlungen sind strafbar. Aber unabhängig davon, wie schwerwiegend die Handlungen sind, ob sie online oder offline stattfinden, strafbar sind oder nicht: Sexuelle Gewalt ist ein Angriff auf die ganze Person des jungen Menschen, auf sein Grundvertrauen und seine psychische und körperliche Unverletzlichkeit (Integrität).
Versehentliche Grenzverletzungen, die jeder und jedem einmal passieren können, sind noch keine sexuelle Gewalt. Beispiel: Jemand betritt ohne anzuklopfen das Bad, weil gedacht wurde, das Bad sei frei und überrascht ein nacktes Kind beim Duschen. Auch solche Grenzverletzungen können für Betroffene verletzend oder beschämend sein. Deshalb ist es wichtig, die Verantwortung zu übernehmen, um Entschuldigung zu bitten und Wiederholungen zu vermeiden.
Wie erkenne ich sexuelle Gewalt?
Es gibt keine eindeutigen Anzeichen. Betroffene reagieren sehr unterschiedlich auf diese belastenden Erfahrungen. Manche Reaktionen fallen Eltern und anderen Bezugspersonen auf. Man merkt: Das Kind oder die*der Jugendliche verhält sich ganz anders als früher oder hat sich langsam völlig verändert.
- Einige werden sehr ängstlich und ziehen sich in sich zurück.
- Andere teilen aus, tun anderen weh, um ihre Ohnmachtserfahrung auszugleichen.
- Manche können sich nur noch schwer konzentrieren und bekommen Probleme in der Schule.
- Wieder andere versuchen, alles richtig zu machen und verhalten sich sehr unauffällig.
- Viele Kinder und Jugendliche werden krank. Sie leiden beispielsweise an Kopf- oder Bauchschmerzen, entwickeln Hauterkrankungen oder schlafen nur noch schlecht.
- Manche Jugendliche verletzen sich selbst.
- Andere essen nur noch sehr wenig oder viel zu viel. Andere nehmen Drogen, trinken Alkohol oder entwickeln andere Süchte.
- Einige Kinder und Jugendliche reagieren selbst mit sexualisiertem Verhalten: ein Verhalten, das nicht zu ihrem Alter passt und/oder von anderen als grenzüberschreitend empfunden wird.
Jede dieser Auffälligkeiten kann selbstverständlich auch andere Ursachen haben. Wichtig ist, dass Erwachsene sexuelle Gewalt überhaupt als mögliche Ursache mitdenken. Nur dann haben Kinder und Jugendliche eine Chance auf Hilfe.
Kann es sein, dass ich das als Mutter oder Vater nicht mitbekomme?
Ja, das kommt sehr häufig vor, denn Täter und Täterinnen setzen alles daran, dass Eltern ahnungslos sind, keinen Verdacht schöpfen und ihnen vertrauen – im Zweifel sogar mehr als dem Kind oder der*dem Jugendlichen. Täter und Täterinnen manipulieren Mutter, Vater oder andere Bezugspersonen und suchen gezielt nach Möglichkeiten, um mit dem Kind oder der*dem Jugendlichen alleine zu sein.
Selbst bei Missbrauch innerhalb der Familie bekommen andere Familienmitglieder oft nichts mit. Wenn beispielsweise der Partner einer Mutter das Kind missbraucht, ist seine zentrale Strategie, die Wahrnehmung der Mutter zu täuschen. Denn sie ist eine potentielle Gefahr für ihn. Die Vertuschung fällt ihm häufig nicht schwer, denn wenn sie ihrem Partner vertraut und nicht mit solchen Taten rechnet (und normalerweise auch nicht damit rechnen muss), wird sie leicht Anzeichen übersehen oder fehldeuten.
Täter und Täterinnen zielen vielfach darauf, eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen den Kindern und ihren potentiell schützenden Elternteilen zu unterbinden. So verbergen manche Kinder die Taten beispielsweise vor ihrer Mutter, um sie zu schonen oder weil sie befürchten, dass die Familie dadurch zerstört wird.
Wenn man Anzeichen oder Hinweise wahrnimmt, die man lange übersehen hat, ist es entscheidend, diese Wahrnehmung jetzt zuzulassen. Selbstvorwürfe, dass man bisher blind war, dass man „versagt“ habe, dürfen nicht dazu führen, den Gedanken weiterhin wegzuschieben. Jedes Hinsehen, egal wann, ist die Voraussetzung dafür, dass sexuelle Gewalt beendet werden kann.
Hilfe-Angebote
Bist Du betroffen? Hat sich dir jemand anvertraut? Hast du eine Vermutung oder einen konkreten Verdacht? Dann wende dich an unsere Hilfe-Angebote: